Mondfinsternis - MoFi - Bericht - Dezember 2011 - 10.12.2011 - Totale Mondfinsternis 2011
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TOTALE MONDFINSTERNIS AM 10.12.2011

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MOFI IN DER DÄMMERUNG

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VORBEREITUNGEN

Eine Mondfinsternis am blauen Dämmerungshimmel, ob nun partiell oder total, verspricht immer interessante Fotomotive. Das galt hier in Bonn auch für die zweite MoFi des Jahres 2011 am 10. Dezember, sollte doch der noch partiell verfinsterte Mond für Beobachter am linken Rheinufer über der Skyline des rechtsrheinischen Stadtteils Beuel aufgehen. Eine Beobachtung anlässlich des November-Vollmondes 2010 bot Beispiele für mögliche Fotomotive.

Mondaufgang über Bonn-Beuel am 21.11.2010, aufgenommen am Bonner Rheinufer an der Zweiten Fährgasse
Mondaufgang über Bonn-Beuel am 21.11.2010 um 16:36 MEZ, aufgenommen am Bonner Rheinufer an der Zweiten Fährgasse.

Mondaufgang über Bonn-Beuel am 21.11.2010, aufgenommen am Bonner Rheinufer an der Zweiten Fährgasse
Mondaufgang am 21.11.2010 um 16:40 MEZ, aufgenommen am Bonner Rheinufer an der Zweiten Fährgasse mit 504mm Brennweite.

Die Volkssternwarte Bonn plante zu dieser MoFi eine öffentliche Beobachtung, welche - wie bereits im Juni dieses Jahres - auf dem Alten Zoll stattfinden sollte. Von diesem bekannten und beliebten Aussichtspunkt bietet sich ein ähnlicher Blick wie auf unseren Testfotos aus dem November 2010. Im Unterschied zum Juni waren die Wetterprognosen im Vorfeld des Ereignisses recht günstig, sodass über eine Ausweichoption diesmal gar nicht nachgedacht wurde. Allerdings würde der Mond erst um 16:26 MEZ, etwa eine halbe Stunde nach Ende der Totalität, aufgehen. Da der Eintritt in den Kernschatten bereits um 13:45 MEZ erfolgen sollte, wollte ich den ersten und längeren Teil der Finsternis mittels diverser Webcastings und Livestreamings am Bildschirm verfolgen. Sowohl von dieser "Fernbeobachtung" als auch von der eigenen Beobachtung am Alten Zoll war wie üblich ein Livebericht via Twitter geplant.

DIE MOFI IM WEB

Wie geplant bin ich um 13:30 Uhr online. Die ersten Webcasts sind bereits online; eine Cam in Hongkong liefert störungsfrei Bilder in recht guter Qualität. Ein indischer Standort meldet dagegen Bewölkung. Aus Hawaii bekomme ich eine SMS von Jörg Schoppmeyer, der von hervorragenden Beobachtungsbedingungen berichtet. Ab 14:00 Uhr läuft dann auch die Übertragung von SLOOH, welche eine bestechende Bildqualität liefert und ganz klar den Tagessieg erringt. Dahinter folgen auf den Rängen die Livestreams aus Japan und aus Hongkong. Einige andere Cams liefern recht bescheidene Bildqualität, zwei angekündigte Übertragungen finden ohne Angabe von Gründen gar nicht erst statt. AstroNation hat in Dreieich eine separate WetterCam installiert, um die Wartezeit bis zum Webcasting der MoFi, das ja erst gegen 16:30 Uhr beginnen kann, zu überbrücken. Gelegentliche Blicke zeigen, dass die Bewölkung dort immer mehr abnimmt. Hier in Bonn zieht nach 14:00 Uhr ein größeres Wolkenfeld durch, hinter dem es allerdings von Nordwesten her aufklart. Aktuelle Satellitenbilder bestätigen, dass am späteren Nachmittag weitgehend klarer Himmel zu erwarten ist.

Blick nach Osten  um 14:58 MEZ
Blick nach Osten auf das durchziehende Wolkenfeld (14:58 MEZ).

Blick nach Westen um 14:59 MEZ
Blick nach Westen auf den Aufklarungsbereich (14:59 MEZ).

Alexander Birkner meldet sich mehrfach per Twitter; er ist im Saarland auf der Suche nach einem geeigneten und hoffentlich wolkenfreien Standort. Generell stößt die MoFi aber zumindest im deutschsprachigen Raum auf nicht allzu großes Interesse, und die vergleichsweise wenigen Tweets deuten auf einen geringen Informationsgrad hin. Vielleicht liegt es daran, dass diesmal im Vorfeld kein Medienhype wie bei der Juni-MoFi entfacht worden ist. Im Gegenteil, die Agenturmeldungen der letzten Tage hatten vor allem betont, wie wenig von der Finsternis bei usn zu sehen sein würde. Als die totale Phase der MoFi ihrem Ende entgegen geht, breche ich zum einige hundert Meter entfernten Alten Zoll auf, um das weitere Geschehen mit eigenen Augen zu verfolgen.

DIE MOFI AM HIMMEL

Wenige Minuten nach 16 Uhr treffe ich am Alten Zoll ein, wo bereits einige Mitglieder der Volksternwarte Bonn Teleskope aufgebaut haben und den bislang etwa 15 versammelten Interessenten erste Erklärungen geben. Ich bereite erst einmal beide Kameras vor; mit der alten KonikaMinolta möchte ich ich eine 15minütige Sequenz der MoFi gleich nach Mondaufgang filmen, die Panasonic mit ihrem 504mm-Zoom ist für Fotos und kürzere Videos vorgesehen. Ob sich die Planungen umsetzen lassen, hängt im Moment von dem bereits weiter oben erwähnten Wolkenfeld ab, das immer noch am Osthorizont liegt und extrem langsam abzieht. Nachdem die obligatorischen Aufnahmen der Szenerie am Beobachtungsort im Ksten sind, beginnt das Warten, zunächst auf den Zeitpunkt des Mondaufgangs und danach auf das Verschwinden der Wolken. Die ziehen zwar nach wie vor nur langsam weiter, lösen sich aber jetzt zunehmend auf; offenbar hat Konvektion eine Rolle gespielt, die jetzt nach Sonnenuntergang zusammenbricht.

Blick nach Nordosten um 16:08 MEZ
Blick nach Nordosten um 16:08 MEZ. Noch hängt eine Wolkenbank dort, wo der Mond nachher aufgehen wird.

Blick nach Westen um 16:09 MEZ
Blick nach Westen um 16:09 MEZ; die Sonne wird erst in etwa 15 Minuten untergehen.

Blick nach Westen um 14:59 MEZ
Gespannte Erwartung bei den Beobachtern (16:11 MEZ).

Allmählich macht sich im Osten die Gegendämmerung bemerkbar, zunächst mit einem kräftigen "Venusgürtel" und dann mit deutlich ausgeprägten Gegendämmerungsstrahlen. Diese haben ihren Ursprung weit hinter uns im Westen, wo einzelne Wolken am oder unter dem Horizont lange Schatten werfen. Zwischen den Bäumen sehen wir ein prächtiges Abendrot. Fehlt nur noch ein Purpurlicht, aber dafür ist es noch etwas zu früh. Als ich gerade die Dämmerungsstrahlen abfilme, kommt der Mond erstmals dicht über den Häusern von Beuel in einer Wolkenlücke zum Vorschein. Ich schaue auf die Uhr der Beueler Kirche: es ist jetzt 16:39 MEZ. Von der MoFi ist aber erst mal nichts zu bemerken, weil just die obere Hälfte des Mondes nicht nur im Erdschatten, sondern auch hinter einer Wolke steht. Kurz darauf verschwindet der gesamte Mond. Es ist aber klar, dass er gleich wieder zum Vorschein kommen wird. Da sich die Wolken immer weiter auflösen, steht einer gelungenen MoFi-Beobachtung danach nichts mehr im Wege.

Gegendämmerungs-Strahlen
Gegendämmerungs-Strahlen gegenüber des Untergangspunkts der Sonne; die Wolken lösen sich jetzt auf (16:36 MEZ).

Erster Blick auf den Mond
Der Mond lässt sich erstmals in einer Wolkenlücke blicken (16:41 MEZ).

Um 16:44 Uhr schiebt der Mond sich wieder hinter der Wolke hervor; er steht sehr fotogen direkt neben einer Säulenpappel. Begeisterung macht sich sowohl unter den inzwischen etwa 50 Besuchern als auch unter den Leuten von der Volkssternwarte breit. Alle Teleskope, Feldstecher und Kameras sind jetzt auf den noch knapp zur Hälfte im Kernschatten stehenden Mond gerichtet. Ich schalte die alte KonikaMinolta ein, um das geplante 15-Minuten Video zu filmen. Als ich mich zufällig umdrehe, nimmt meine Begeisterung noch mehr zu: am Westhimmel hat sich bis in etwa 60 Grad Höhe ein prachtvolles Purpurlicht breit gemacht. Rasch gebe ich den Umstehenden ein paar Erklärungen dazu und verweise auf den Vulkan Nabro als mutmaßlichen Verursacher hin. Die Äste der vielen Bäume auf dem alten Zoll stören zwar den Blick auf das Dämmerungsphänomen etwas, bieten aber andererseits einen interessanten Vordergrund für Fotos. Ganz unten am Westhorizont ist die für Purpurlicht-Displays so typische Pfirsichfarbe deutlich sichtbar. Derweil funkelt im Osten bereits Jupiter, auf den jetzt die Teleskope gerichtet werden. Wie ich höre, sind alle 4 Monde sichtbar. Da ich die MoFi weiter dokumentiere möchte, werfe ich selber nur einen kurzen Blick auf den kleinen Monitor, den Peter Oden aufgebaut hat, damit mehrere Leute gleichzeitig das Bild seines Teleskops sehen können.

Der Mond ist wieder da
Der Mond ist wieder hinter der Wolke hervor gekommen (16:45 MEZ).

Der partiell verfinsterte Mond über einer Pappel
Der partiell verfinsterte Mond über einer Pappel (16:50 MEZ).

Purpurlicht
Kräftiges Purpurlicht (16:54 MEZ).

Bis kurz nach 17 Uhr mache ich mit vollem Zoom und unterschiedlichen Belichtungszeiten Fotos vom Mond, dazu noch ein paar Stimmungsbilder und Videos mit kleiner Brennweite. Allmählich macht mein Akku schlapp, obwohl ich ihn erst vor ein paar Stunden ganz aufgeladen habe. Es besteht kein Zweifel mehr, dass er nach fast 4 Jahren Dauereinsatz unter Altersschwäche leidet. Spätestens vor dem nächsten größeren Einsatz muss ich mich um Ersatz kümmern.

Der partiell verfinsterte Mond über der Skyline von Beuel
Der partiell verfinsterte Mond über der Skyline von Beuel (16:56 MEZ).

Der Mond neben der Beueler Kirche St. Josef
Der Mond neben der Beueler Kirche St. Josef (17:03 MEZ).

Mond, Jupiter (rechts oben) und ein Flugzeug (links oben)
Mond, Jupiter (rechts oben) und ein Flugzeug (links oben). Aufgenommen um 17:10 MEZ; Belichtungszeit 1s bei Blende 2.8 und ISO 100.

Ich nehme jetzt jedenfalls nur noch in größeren Abständen Einzelfotos auf, um das Ende der partiellen Phase und die ausgehende Halbschattenphase zu dokumentieren. Währenddessen erläutere ich einem Herrn, wie das mit der Präzession und der Verschiebung von Frühlingspunkt und Polarstern (der irgendwann kein Polarstern mehr sein wird) funktioniert. Dann erkläre ich einer Schülerin einiges zur Himmelsmechanik und den Bewegungen im Sonnensystem. Um 17:40 Uhr ist der Akku leer, ein letztes Bild vom Ende der theoretischen Sichtbarkeit der MoFi (ca. 17:55 Uhr) bleibt mir daher verwehrt. Das ist aber nach einem so erfolgreichen Beobachtungsabend wirklich nicht tragisch. Inzwischen hat sich auch recht dichter Hochnebel gebildet; Jupiter hat einen deutlichen Hof. Die meisten Zuschauer sind glücklich über das Erlebte bereits gegangen, und daher packen wir die Geräte zusammen. Es ist gerade einmal 18 Uhr, und die Beobachtungsnacht ist bereits erfolgreich beendet - das kommt im Leben eines Amateurastronomen fast so selten vor wie eine Mondfinsternis.

Ausgehende partielle Phase um 17:00 MEZ
Ausgehende partielle Phase um 17:00 MEZ. Belichtungszeit 1/50s bei Blende 3.6 und ISO 100, Brennweite etwa 300mm.

Ausgehende partielle Phase um 17:07 MEZ
Ausgehende partielle Phase um 17:07 MEZ. Belichtungszeit 1/60s bei Blende 4.2 und ISO 100, Brennweite 504mm.
Der schwarze Strich ist der Kondensstreifen eines Flugzeugs.

Ausgehende Halbschattenphase um 17:20 MEZ
Ausgehende Halbschattenphase um 17:20 MEZ. Belichtungszeit 1/100s bei Blende 4.2 und ISO 100, Brennweite 504mm.

Ausgehende Halbschattenphase um 17:29 MEZ
Ausgehende Halbschattenphase um 17:29 MEZ. Belichtungszeit 1/100s bei Blende 4.0 und ISO 100, Brennweite ca. 450mm.

Ausgehende Halbschattenphase um 17:40 MEZ
Ausgehende Halbschattenphase um 17:40 MEZ. Belichtungszeit 1/100s bei Blende 4.2 und ISO 100, Brennweite 504mm.