DIE RÜCKKEHR DES ROTEN MONDES
TOTALE MONDFINSTERNIS AM 28.09.2015IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Mondfinsternis.info 2015 |
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Mondaufgang
Die Mondfinsternis-Nacht beginnt mit dem Aufgang des Vollmonds, welcher sich wunderbar vom Bonner Rheinufer aus beobachten lässt. Der Mond erscheint etwas orange, weil der Weg seines Lichts bei horizontnaher Stellung extrem lang ist. Dadurch werden die kurzwelligen Anteile des Lichts zu einem beträchtlichen Teil weggestreut.
Weitere Stimmungsbilder mit dem tief stehenden Mond gibt es in dem oben auf der Seite eingebetteten Video und auf Facebook. |
Sternstunde
In Bonn findet eine öffentliche Beobachtung der Mondfinsternis am Argelander Institut für Astronomie (AIfA) der Uni Bonn statt. Nach kurzem Schlaf am späten Abend und einer Autofahrt durch die nächtliche Stadt treffe ich um kurz nach 1 Uhr dort ein. Ein Hörsaal ist für uns geöffnet, und dort habe ich auch Internetzugang. Im Rahmen der Mondfinsternis wird die Oktober-Ausgabe der Sternstunde gedreht. Das Foto zeigt Paul Hombach bei der Vorbereitung eines Drehs im Foyer des Instituts. Kurz danach filme ich dann, wie Paul gefilmt wird.
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Halbschatten
Nachdem ich im Hörsaal meine "Basis" eingerichtet und eine Zeit den Dreharbeiten zugeschaut habe, baue ich vor dem Institut Stativ und Kamera auf. Entgegen manchen Unkenrufen noch am Nachmittag ist weder von Hochnebel noch von Bodennebel irgendeine Spur zuerkennen. Regelrecht grell leuchtet der Vollmond wenige Minuten vor Beginn der MoFi vom Himmel (linkes Bild). Das erlaubt sehr kurze Belichtungszeiten, welche bei der eingesetzen Brennweite von 1200mm auch erforderlich sind. Jede Totale Mondfinsternis beginnt mit einer Halbschattenphase, welche typischerweise erst dann sichtbar wird, wenn der Mond bereits mit der Hälfte seiner Fläche im Halbschatten der Erde steht (rechtes Bild). Dies gilt zumindest für visuelle Beobachtungen. Digitalkameras registrieren den Halbschatten bereits wesentlich eher, was sich mit etwas Bildbearbeitung gut nachweisen lässt.
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Kernschatten
Während der Mond weiter in den Halbschatten der Erde eindringt, versammeln sich mehr und mehr Amateurastronomen und interessierte Besucher vor dem Institut. Inzwischen ist der Schatten links oben auf dem Mond auch bei flüchtigem Hinschauen nicht mehr zu übersehen. Der Zeitpunkt des Eintritts in den Kernschatten lässt sich allenfalls auf eine Minute genau bestimmen, da der Schattenrand diffus ist. Dies liegt daran, dass die Erdatmosphäre, welche zum Schatten beiträgt keine scharfe Begrenzung besitzt. Auf dem linken Foto ist der Mond zwar noch knapp, aber eindeutig in den Kernschatten eingetreten. Auf dem rechten Foto ist die Kernschatten-Finsternis (= Partielle Mondfinsternis) bereits etwas weiter fortgeschritten.
Kurz danach muss ich die Beobachtung eine Zeit ruhen lassen, da ich für die Sternstunde ein Interview zur MoFi geben soll. Dieses muss zweimal gedreht werden, da beim ersten Versuch eine der Kameras versehentlich im Zeitraffer-Modus lief. |
Totalität
Als ich wieder an der Kamera bin, haben sich die Bedingungen deutlich geändert. Zum einen müssen die Belichtungsparameter an den nun sehr lichtschwach gewordenen Mond angepasst werden. Zum anderen beschlägt das Objektiv kräftig, womit auch andere Beobachter zukämpfen habe. Nun fällt mir auch ein, dass ich noch nie einen total verfinsterten Mond mit einem Superzoom-Objektiv fotografiert habe. Nach einigem Kampf mit der Kamera gelingt mir dann wenige Minuten nach Beginn der Totalität zumindest das hier gezeigte Bild.
Daniel Fischer, der neben mit steht, kommt besser zurecht und postet netterweise ein paar seiner Fotos direkt in meinen Livebericht auf Facebook. |
Finsternishimmel
Eher zufällig bekomme ich mit, dass das Dach des Instituts zugänglich ist. Ich ziehe daraufhin mit Kamera und Stativ nach oben um. Obwohl der Höhenunterschied allenfalls 20 Meter beträgt, fehlt hier die bodennahe Luftfeuchte weitgehend, und das Objektiv beschlägt nicht mehr. Erst jetzt wird richtig deutlich wie dunkel der Himmel geworden ist - der Helligkeitsunterschied zum unbeschatteten Vollmond beträgt etwa einen Faktor 10000. Dass das Foto dennoch recht wenige Sterne zeigt, liegt an der niedrigen ISO-Zahl (100 bei 30s Belichtungszeit mit offener Blende). Eine andere Aufnahme mit ISO 800 gibt etwa den Anblick wieder, der sich dem bloßen Auge bot.
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Rostmond
Nicht nur mir fällt auf, wie unerwartet dunkel der Mond um die Finsternismitte erscheint. Das ist weniger ein "Blutmond" als vielmehr ein Rostmond. Den Danjon-Wert schätze ich auf 1 bis 2. Als plausible Erklärung für das Phänomen werden Aerosole (vor allem Schwefeldioxid) aus dem Ausbruch des chilenischen Vulkans Calbuco im April 2015 angeführt, welche in der Stratosphäre treiben. Dadurch gelangt weniger langwelliges Sonnenlicht als sonst üblich in den Erdschatten. Ein zusätzlicher Beleg für eine ausgeprägte Aerosol-Belastung der Stratosphäre ist der ungewöhnlich farbenprächtige Dämmerungshimmel, welcher in den Tagen nach der MoFi vielfach beobachtet wurde.
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Sternhimmel
Nachdem ich mich ausgiebig dem Mond gewidmet habe, schaue ich auch einmal in die anderen Himmelsrichtungen. Im Süden präsentieren sich die prachtvollen Winter-Sternbilder um den Orion über der Skyline von Bonn und dem Siebengebirge. Im Osten zieht die Kette der Planeten Jupiter, Mars und Venus die Blicke auf sich; zwischen Mars und Venus steht der recht helle Stern Regulus und ergänzt die Kette. Diese lichte ich natürlich auch ab, merke aber leider nicht sofort, das das Foto etwas verwackelt ist.
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Sternwarte
Mitten auf dem Dach des AIfA steht die Kuppel, welche das Übungsteleskop für Studenten beherbergt. Ich fotografiere den Mond über der Kuppel, als die Totalität gerade zu Ende geht und der linke Mondrand von den ersten direkten Sonnenstrahlen getroffen wird. Das Teleskop ist in dieser Nacht natürlich auch in Betrieb. Aufgrund der starken Vergrößerung ist jedoch damit nur ein Teil des Mondes sichtbar. Einige Anwesende versuchen mit Smartphones durch das Okular zu knipsen. Ich fotografiere derweil den jetzt nur noch partiell verfinsterten Mond durch die Gabel der Montierung.
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Schattenspiel
Als ich endlich wieder unten vor dem Institut bin, haben sich die Reihen kräftig gelichtet. Dies ist ein altbekanntes Phänomen bei Finsternissen - sobald der Höhepunkt vorbei ist, lässt das Interesse rapide nach. Hinzu kommt natürlich die sehr vorgerückte Zeit, denn es geht jetzt bereits auf 6 Uhr an. Doch es gibt noch einiges zu sehen; etwa den Kontrast zwischen dem wieder sonnenbeschienenen und dem noch abgeschatteten Teil des Mondes. Letzterer leuchtet immer noch in einem dunklen Rot. Während das menschliche Auge mit diesem enormen Helligkeitsunterschied keine Probleme hat, scheitern Kameras daran grandios. Details sind je nach gewählten Belichtungsparametern entweder nur im beschatteten Teil (linkes Bild) oder aber im unbeschatteten Teil (rechtes Bild) sichtbar.
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Morgendämmerung
Während der Mond allmählich den Kernschatten der Erde verlässt, macht sich die Morgendämmerung deutlich bemerkbar. Inzwischen ist in Folge der starken Abkühlung doch ein ganz leichter Nebel aufgekommen, wodurch das Mondlicht seltsam weich, fast pastellartig erscheint.
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Abschied
Gegen 06:30 Uhr ist außer mir nur noch ein weiterer Beobachter zugegen; das Institut ist bereits abgeschlossen. Ich nehme noch ein letztes Bild wenige Minuten nach dem Austritt des Mondes aus dem Halbschatten auf. Dann verabschiede ich mich von meinem verbliebenen Mitstreiter und von einer wunderbaren Mondfinsternis-Nacht.
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