DER VOLLMOND ALS SICHEL

PARTIELLE MONDFINSTERNIS AM 16.08.2008

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Schleierwolken und Himmelslaternen

QUICKTIME-MOVIE (540*540 px, 588 kb, mit Musik) DES FINSTERNIS-ABLAUFS

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Zwar war der Mond durch die Schleierwolken den ganzen Abend über sichtbar, doch Sterne ließen sich nur sehr sporadisch blicken. In unserem Mitschnitt haben gerade einige der Anwesenden Vega und Atair erspäht.

EINLEITUNG:
Nach der Mondfinsternis am 21.02.2008 und der Sonnenfinsternis am 01.08.2008 haben wir auch die partielle MoFi am 16.08.2008 in der Form eines Liveberichts präsentiert. Wie vorher geplant haben wir an einer öffentlichen Beobachtung der Volkssternwarte Bonn teilgenommen. Mit unserer üblichen Ausrüstung aus Digitalkamera, Notebook und UMTS-Karte wollten wir auch von dort berichten. Doch die Technik hat uns einen Streich gespielt, weshalb wir keinen Internet-Zugang bekommen haben. In den letzten 90 Minuten der Finsternis waren wir aber dann vom Büro aus wieder live dabei.

Die Planung für diese Mondfinsternis hatte bereits im April begonnen. Der Vollmond am 20.04.2008, der in Azimuth und Elevation dem Vollmond am 16.08.2008 weitgehend entsprach, wurde für eine Inspektion der Bastei in Bonn-Bad Godesberg genutzt. Es stellte sich heraus, dass dies in der Tat ein reizvoller Beobachtungsort sein würde, da der verfinsterte Mond über dem Siebengebirge stehen würde. Zudem befindet sich gleich neben der Bastei ein kleiner Park ohne künstliche Beleuchtung.

Vollmond am 20.04.2008 um 22.04 MESZ am Rheinufer unterhalb der Bastei in Bonn Bad-Godesberg
Vollmond am 20.04.2008 um 22.04 MESZ am Rheinufer unterhalb der Bastei in Bonn Bad-Godesberg.

Am 6. Juli wurde dann beim Sommerfest der Volkssternwarte Bonn eine öffentliche Beobachtung angeregt. Dabei wurde der Aussichtspunkt an der Zweiten Fährgasse als Beobachtungsort diskutiert. Ende Juli entschied man sich dann aber doch für den Alten Zoll, der eine lange astronomische Tradition besitzt - bereits im Jahr 1832 wurde hier ein Merkurtransit beobachtet. Und auch zum Merkurdurchgang am 07.05.2003 hatte die Volkssternwarte Bonn hierher eingeladen (Bericht).

Der nachstehende Beobachtungsbericht ist eine erweiterte Version unseres Liveberichts aus der MoFi-Nacht.

Freitag, 15.08.2008, 23.00 Uhr:
Wenn die aktuellen Wetterprognosen nicht allzusehr daneben liegen, wird der Himmel am Samstagabend in Bonn wahrscheinlich nur leicht bewölkt sein. Im Moment sieht es deshalb so aus, dass wir hier in der Stadt bleiben und an der öffentlichen Beobachtung der MoFi auf dem Alten Zoll teilnehmen werden.
Dort wird der partiell verfinsterte Mond am Dämmerungshimmel reizvolle Fotomotive bieten, wie die folgende Abbildung zeigt:

MoFi Alter Zoll
Mondpositionen am 16. 8. 2008 über dem Siebengebirge,
vorne der Alte Zoll in Bonn.
Quelle: Volkssternwarte Bonn, © Helmut Burghart


Samstag, 16.08.2008, 01.00 Uhr:
Gegen Mitternacht bin ich kurz zum Rheinufer gegangen, zu dem Aussichtspunkt an der Zweiten Fährgasse, der Anfang Juli als Standort für die öffentliche Beobachtung diskutiert worden war. Der Himmel ist klar, und es zeigt sich, dass die Beobachtung hier in der ausgehenden partiellen Phase (eben nach Mitternacht) durch Bäume und durch ein Gebäude beeinträchtigt werden würde. Insofern ist der Alte Zoll, der einen etwas günstigeren Blickwinkel bietet, bei dieser MoFi wohl doch die bessere Wahl.

Samstag, 16.08.2008, 15.30 Uhr:
Heute ist hin wunderbarer Sommertag mit angenehmen Temperaturen. Zwar sind einige Schönwetter-Wolken (= Cumulus) unterwegs; die werden sich aber wahrscheinlich nach Sonnenuntergang schnell auflösen. Zudem können sie ein Ereignis, dass sich über mehrere Stunden hinzieht, nicht wirklich beeinträchtigen; im schlimmsten Fall verschwindet der Mond mal für einige Minuten hinter einer Wolke.

Samstag, 16.08.2008, 17.25 Uhr:
Das Wetter ist nach wie vor einwandfrei; die Bewölkung hat sogar etwas abgenommen, wie ein kurzer Spaziergang zum Rheinufer vor etwa einer halben Stunde gezeigt hat. Allerdings sagt Wetterradio.de für die Nacht dünne hohe Bewölkung im Westen Deutschlands vorher. Die dichteren Wolken im Westen Europas (Aktuelles Satellitenbild) werden wohl erst am Sonntag unser Gebiet erreichen.
Auch WetterOnline ist optimistisch: "In der Nacht zum Sonntag ist der Himmel in Odernähe noch meist stark bewölkt mit gelegentlichen, meist aber nur noch leichten Regenfällen. Im Westen und Südwesten sind viele hohe Federwolken am Himmel. Sonst ist es nur leicht bewölkt oder klar, so dass es vielerorts freie Sicht auf die in der ersten Nachthälfte stattfindende partielle Mondfinsternis gibt. ".

Blick aufs Siebengebirge
Blick vom Aussichtspunkt an der Zweiten Fährgasse auf das Siebengebirge, aufgenommen um 16.50 MESZ. Der Mond wird nachher etwa in der Bildmitte aufgehen und gegen Mitternacht, also in der ausgehenden Kernschatten-Phase, den rechten Bildrand erreichen.
Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 946 kb)

Samstag, 16.08.2008, 20.05 Uhr:
Es kommt wie erwartet und vorhergesagt: die Cumuli sind verschwunden und dünne hohe Zirren sind aufgezogen. Ein Blick auf das Niederschlagsradar der Uni Bonn zeigt im Umkreise von 100 km keine Reflektivität. Wir werden die MoFi wohl weitgehend ungestört, nur mit geringen Beeinträchtigungen durch die Zirren beobachten können. In wenigen Minuten breche ich zum Alten Zoll auf, der etwa 8 Minuten Fußweg von hier entfernt ist.

Blick aufs Siebengebirge
Blick vom Büro Richtung Süden, aufgenommen um 19.55 MESZ.

Samstag, 16.08.2008, 20.20 Uhr:
Ich habe eigentlich vor, zu Fuß zum Alten Zoll zu gehen. Doch als ich aus dem Büro komme, erblicke ich im Westen niedrige Wolken, die offenbar rasch näher kommen. Ich disponiere sofort um und fahre doch mit dem Auto. Falls eine schnelle Flucht vor den Wolken erforderlich wird, möchte ich den Wagen sozusagen griffbereit haben, um keine Zeit zu verlieren. Da sich neben dem Alten Zoll ein beliebter Biergarten befindet, habe ich nun aber das Problem, dort einen Parkplatz zu finden. Doch ich habe Glück, denn in etwa 150 Metern Entfernung vom Beobachtungsort ist etwas frei.
Auf dem Alten Zoll halten sich ein paar Studenten mt Bierflaschen und einige Mitglieder der Volkssternwarte Bonn mit Teleskopen auf. Leider keine Gäste, denn die Lokalpresse hat die Pressemitteilung nicht abgedruckt, wie sich schnell herausstellt. Nun ja, dann ist wenigstens viel Platz, z.B. vorne auf der Begrenzungsmauer. Die eignet sich hervorragend als Stativ, weshalb ich selbiges gar nicht erst aufbaue. Im Vergleich zu den anderen Vereinsmitgliedern, die alle ein Teleskop dabei haben, bin ich in der Tat sehr einfach ausgestattet.

Samstag, 16.08.2008, 20.50 - 21.15 Uhr:
Als ich einsatzbereit bin, geht auch schon der Mond über den nördlichen Ausläufern des Siebengebirges auf, ein blutroter, eiförmiger Mond. Es ist wohl nicht nur die Extinktion, die sich hier bemerkbar macht; auch die Zirren spielen eine Rolle. Immer wieder gehen besorgte Blicke nach Westen. Es sieht aber im Moment so aus, als ob die tiefen Wolken nicht weiter voran kämen. Wie erwartet macht sich gegen 21:00 Uhr der Halbschatten erstmals bemerkbar, in Form eines leichten Grauschleiers, der unten links auf dem Mond liegt.

Mondaufgang über der Kuckley, aufgenommen um 20.54 MESZ am Alten Zoll
Mondaufgang über dem Siebengebirge, aufgenommen um 20.54 MESZ. Der etwas ungewohnte Anblick des Vollmonds hat nichts mit der Mondfinsternis zu tun, sondern wird durch dessen geringe Höhe über dem Horizont und den dadurch bewirkten langen Laufweg des Lichtes durch die Erdatmosphäre verursacht. Refraktion verursacht die ovale Form, Extinktion die verringerte Helligkeit und starke Streuung des kurzwelligen Lichtanteils die rötliche Farbe. Genau die gleichen Phänomene sind bei jedem Sonnenaufgang und -untergang zu beobachten!
Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 795 kb)

Mitglieder der Volkssternwarte Bonn beobachtern den Mondaufgang, aufgenommen um 20.57 MESZ
Mitglieder der Volkssternwarte Bonn beobachten den Mondaufgang, aufgenommen um 20.57 MESZ.
Ähnliches Foto, größere Brennweite, aufgenommen um 20.55 MESZ

Eines der zahlreichen Grillfeuer, die an warmen Sommerabenden am Rheinufer brennen, aufgenommen um 20.59 MESZ
Eines der zahlreichen Grillfeuer, die an warmen Sommerabenden am Rheinufer brennen, aufgenommen um 20.59 MESZ.

Der Vollmond über dem Siebengebirge; der Halbschatten ist links unten bereits schwach erkennbar, aufgenommen um 21.02 MESZ
Der Vollmond über dem Siebengebirge; der Halbschatten ist links unten bereits schwach erkennbar; die leichten Dellen am Mondrand weisen auf die Luftunruhe hin; aufgenommen um 21.02 MESZ.
Ähnliches Foto, geringere Brennweite, aufgenommen um 21.03 MESZ

Samstag, 16.08.2008, 21.15 - 21.50 Uhr:
Da ich nun bereits einige Fotos habe, beschließe ich, das Notebook aus dem Auto zu holen, um meinen Livebericht fortzusetzen. Das Gerät lässt sich bequem auf der Begrenzungsmauer aufbauen. Als es hochgefahren ist, muss ich freilich feststellen, dass ich keine Internetverbindung via UMTS oder GPRS herstellen kann. Ich ändere ein paar Einstellungen, nichts tut sich. Dabei würde ich auch gerne noch einmal schauen, wann genau der angekündigte Flare des Iridium-Satelliten mit der Seriennummer 50 erscheinen wird.
Zwischendurch drehe ich ein kleines Video (mp4, 1.2 mb, 10s Laufzeit), dass den gerade in den Kernschatten eintretenden Mond und die Personenfähre Rheinnixe in einen Ausschnitt bringt.
Dann gilt die Aufmerksamkeit für einige Sekunden einer Feuerwerksbatterie, die unterhalb des Langen Eugen abgebrannt wird, als gerade das China-Schiff dort vorbeifährt. Ich habe fest damit gerechnet, dass wir sowohl Feuerwerk als auch Himmelslaternen zu sehen bekommen werden - wie an jedem schönen Sommer-Samstag. Erstaunlich, wie früh es heute losgeht.
Sowohl Helmut Burghart als auch ich haben 21.47 MESZ als Zeitpunkt für den Iridium-Flare im Gedächtnis, ganz sicher sind wir uns aber nicht. Ich richte deshalb die Kamera im Weitwinkelmodus auf den fraglichen Himmelssektor und lasse die Videoaufzeichnung laufen. Aber nichts passiert. Wir vermuten, dass der Flare vielleicht von den Bäumen, die auf dem Alten Zoll stehen, verdeckt worden ist. Später stellt sich heraus, dass der Flare erst um 21:49:25 Uhr stattfinden sollte. Zu dem Zeitpunkt lief die Videoaufzeichnung noch, da ich vergessen hatte, sie zu stoppen. Trotzdem war eine nachträgliche Überprüfung nicht möglich, da ich den Film sofort gelöscht hatte - in dem Glauben, dass nichts drauf wäre.
Auch das Notebook ist inzwischen ausgeschaltet - ohne Internetzugang nützt es mir nichts.

Samstag, 16.08.2008, 21.50 - 22.15 Uhr:
Während ich mein Notebook einpacke, wird über das Fortschreiten der Finsternis gerätselt. Zwar ist der Mond inzwischen seit 15 Minuten im Kernschatten und unten links ist deutlich ein dunkler Bereich zu erkennen. Aber ist das wirklich der Schatten oder sind es Wolken? Letztere sind deutlich dichter und ausgesprochen störend geworden. Das sind sicherlich keine Federwolken (Cirrus) mehr, sondern mindestens schon Schleierwolken (Cirrostratus). Die Qualität meiner Fotos ist im Vergleich zur Februar-MoFi dementsprechend ziemlich bescheiden. Aber man ist ja bekanntlich mit dem zufrieden, was man hat. Und immerhin ist das die 12. (!) Mondfinsternis in Folge, von der ich zumindest einige Phasen zu sehen bekomme.
Zu sehen bekomme wir jetzt auch die erste asiatische Himmelslaterne, die im Beueler Osten aufsteigt und in beträchtlicher Höhe gemächlich Richtung Kennedybrücke treibt. Irgendjemand richtet auch gleich sein Teleskop auf das nicht ganz so unbekannte Flugobjekt aus und erkennt damit die Ballonhülle über dem Brenner. Jeder der anwesenden Amateurastronomen hat bereits von diesen inzwischen sehr populären Mini-Heißluftballons gehört, für die meisten ist es aber die erste eigene Beobachtung. Ein Beitrag zu den Himmelslaternen und ihrer Rolle als "UFOs" findet sich übrigens in unserem MoFi-Blog.

Da der Mond weiter mit den Wolken kämpft, richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Post Tower, der für seine Außenbeleuchtung weithin bekannt ist. Seit einigen Tagen fehlen jedoch die grellen Gelb- und Rottöne; der Turm wird nur noch in dezentem Blau erleuchtet. Naturschützer hatten herausgefunden, dass die ständig wechselnden Muster aus gelben und roten Lichter Zugvögel anlocken, die dann mit dem Hochhaus kollidieren. Darauf hat die Post bis zum Ende des Vogelzugs im November auf blaue Dauerbeleuchtung ungeschaltet. Doch etwa Dynamik muss bleiben: über die Fassade des Post Towers fliegen überdimensionale schwarze Gänse, die in diesem Video (mp4, 2.4 mb, 19s Laufzeit) zu sehen sind.

Beginnende  Kernschattenphase, aufgenommen um 21.50 MESZ
Beginnende Kernschattenphase, aufgenommen um 21.50 MESZ.

Der bereits deutlich angeknabberte Mond über Beuel und dem Siebengebirge, aufgenommen um 22.01 MESZ am Alten Zoll
Der bereits deutlich "angeknabberte" Mond über Beuel und dem Siebengebirge (links Ölberg, rechts Petersberg), aufgenommen um 22.01 MESZ.
Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 402 kb)

Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) von NOAA 17 vom 16.08.2008, 20.14 UT
Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) von NOAA 17 vom 16.08.2008, 22.14 MESZ.
Das schwarze Quadrat markiert die ungefähre Lage von Bonn.

Image courtesy to Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland.

Samstag, 16.08.2008, 22.15 - 22.40 Uhr:
Es bleibt nicht bei einer Himmelslaterne; weitere folgen, zunächst einzeln, dann steigt eine kleine Flotte auf. Dank der Beueler Kirche St. Josef ergeben sich reizvolle Fotomotive. Leider kann die natürliche Himmelsbeleuchtung mit der künstlichen nicht so ganz mithalten. Nur wenige helle Sterne wie Vega und Atair sind sichtbar. Über dem Dach des benachbarten Hotels Königshof ist Jupiter undeutlich hinter den Schleierwolken erkennbar; weiter im Westen, über dem Hofgarten, taucht eine weitere Himmelslaterne auf.
Inzwischen haben sich doch noch Besucher eingefunden; einige hatten bereits in der Monatsvorschau Ende Juli von der geplanten Beobachtungen gelesen. Andere kommen zufällig vorbei; an Samstagen ist am Rheinufer immer eine Menge los, und dann gibt es ja auch noch den Biergarten, der sich eine Ebene tiefer zwischen Altem Zoll und Königshof erstreckt. Ein paar jüngere Leute sparen sich freilich das Geld dafür und verbringen den Abend mit eigenen Getränken auf dem Alten Zoll. Eine dunkelhaarige Studentin ist ganz fasziniert vom Anblick des verfinsterten Mondes im Fernglas. Sie hat bereits vor einigen Jahren einmal an einer MoFi-Beobachtung der Volkssternwarte teilgenommen. Auch eine Mutter und ihre 12jährigen astronomiebegeisterte Tochter schauen durch die verschiedenen Geräte auf die Mondfinsternis. Die beiden bleiben ebenfalls am Fernglas hängen. Das beidäugige Sehen und das größere Gesichtsfeld liefern im Vergleich zu den Teleskopen einfach das eindrucksvollere Bild.

Miniatur-Heißluftballon neben der Kirche St. Josef in Bonn-Beuel, aufgenommen um 22.15 MESZ
Miniatur-Heißluftballon neben der Kirche St. Josef in Bonn-Beuel, aufgenommen um 22.15 MESZ; Strichspur, Belichtungszeit 4s. Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 331 kb)

Mehrere Miniatur-Heißluftballons über Bonn-Beuel, aufgenommen um 22.31 MESZ
Mehrere Miniatur-Heißluftballon über Bonn-Beuel, aufgenommen um 22.31 MESZ; Strichspuren, Belichtungszeit 4s. Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 373 kb)

Fortgeschrittene  Kernschattenphase, aufgenommen um 22.33 MESZ
Fortgeschrittene Kernschattenphase, aufgenommen um 22.33 MESZ.

Mitglieder der Volkssternwarte Bonn erläutern das Geschehen am Himmel, aufgenommen um 22.40 MESZ
Mitglieder der Volkssternwarte Bonn erläutern den Besuchern das Geschehen am Himmel, aufgenommen um 22.40 MESZ. Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 747 kb)

Samstag, 16.08.2008, 22.40 - 22.55 Uhr:
Das hinter dem Biergarten gelegene Hotel Königshof ist eine bekannte und gute Adresse, z.B. für Hochzeiten. Es gibt dort große Außenbereiche, auf denen zu besonderen Anlässen schon einmal ein Feuerwerk abgebrannt wird. Auch heute scheint so ein Anlass gegeben zu sein. Die wie Wunderkerzen funkelnden Lichter, die plötzlich am Hotel aufsteigen, versetzen die Astrogemeinde auf dem Alten Zoll erneut ins Staunen. Völlig lautlos schweben dutzende Lichter ganz gemächlich gen Himmel. Jemand vermutet, dass es sich um Fallschirme handele. Dagegen wende ich sofort ein, dass Fallschirme für gewöhnlich nach unten sinken ... Ein Blick durch das Fernglas löst das Rätsel: die Wunderkerzen (oder was immer es ist) hängen an kleinen Ballons. Es handelt sich hier aber nicht um Heißluftballons wie bei den Himmelslaternen, sondern um ganz normale, mit Helium gefüllte Ballons, wie man sie von Volksfesten kennt. Das eindrucksvolle Lichterspiel, das sich da vor unseren Augen abspielt, ist genau wie die Himmelslaternen ein Import aus Asien. Seit einigen Jahren wird es bei uns unter der Bezeichnung "Stilles Feuerwerk" zunehmend populär - und hat bereits für UFO-Alarme gesorgt.

Binnen etwa 2 Minuten steigen weit über 100 der kleine Ballons auf, sodass nach der Betrachtung mit dem Fernglas noch genügend Zeit bleibt, um ein Videozu drehen:

Samstag, 16.08.2008, 22.55 - 23.15 Uhr:
So allmählich rückt das Maximum der Mondfinsternis näher, und die Sicht auf den inzwischen zur Sichel geschrumpften Erdtrabanten wird etwas besser. Vielleicht liegt es daran, dass er jetzt doch eine beachtliche Höhe über dem Horizont erreicht hat. Um zumindest ein paar halbwegs brauchbare Bilder zu erhalten, nehme ich gegen 23:00 Uhr, also etwa 10 Minuten vor Finsternismitte, eine ganze Belichtungsserie auf. Außerdem mache ich mehrere Übersichtsbilder mit Siebengebirge, Post Tower und Biergarten. Dazwischen greife ich immer wieder zum Fernglas. Trotz der Schleierwolken bietet der rostrote Mond mit seiner weißen Haube einen imposanten Anblick. Die dunkelhaarige Studentin sitzt die ganze Zeit auf der Begrenzungsmauer und blickt verträumt zum Mond.

Die Sichel des zu fast 80% verfinsterten Mondes über dem Siebengebirge und dem Post-Tower, aufgenommen um 22.57 MESZ
Die Sichel des zu fast 80% verfinsterten Mondes über dem Siebengebirge und dem Post-Tower, aufgenommen um 22.57 MESZ.
Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 370 kb)

Kurz vor Finsternismitte, aufgenommen um 23.00 MESZ.
10 Minuten vor Finsternismitte, aufgenommen um 23.00 MESZ.


Video, aufgenommen 7 Minuten vor Finsternismitte um 23:03 MESZ

Maximum der Mondfinsternis über dem Biergarten am Alten Zoll, aufgenommen um 23.12 MESZ
Maximum der Mondfinsternis über dem Biergarten am Alten Zoll, aufgenommen um 23.12 MESZ.
Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 897 kb)

Samstag, 16.08.2008, 23.15 - 23.50 Uhr:
Etwa 10 Minuten nach der Finsternismitte nehme ich die nächste Belichtungsserie auf. Bei diesem Verfahren bleibe ich dann auch bis zum Sichtbarkeitsende der MoFi, wobei der zeitliche Abstand zwischen den Serien etwa 15 Minuten beträgt. Inzwischen haben sich neue Besucher hinzu gesellt. Verblüffenderweise hat einer davon - nicht mehr ganz nüchtern - genau die Erfahrung gemacht, die wir im Einleitungstext zu dieser MoFi bereits vor Jahren angedeutet hatte. Er hatte ob des fremdartigen Anblicks des Mondes das deutliche Gefühl, im falschen Film zu sein. Wenn wir nicht gewesen wären so sagt er, hätte er überhaupt nicht kapiert, was da vor sich ging. Ein Kumpel von ihm versucht mit uns über das Universum und den wissenschaftlichen Fortschritt an sich zu diskutieren; ich ziehe mich unauffällig zu meinem Mauer-Stativ zurück, um die nächste Fotoserie aufzunehmen.
Nach über 3 Stunden auf dem Alten Zoll macht sich so allmählich Aufbruchstimmung breit, obwohl die MoFi noch lange nicht zu Ende ist. Das Phänomen ist allerdings bei jeder Mond- oder Sonnenfinsternis zu beobachten: sobald die Totalität oder - bei partiellen Finsternissen - das Maximum vorbei ist, ist die Luft raus. Während die ersten Teleskope eingepackt werden, wird anderswo offenbar noch kräftig gefeiert. In Beuel wird eine Feuerwerksbatterie abgebrannt und in Oberkassel steigt vor der Silhouette des Ölbergs eine weitere Flotte von Himmelslaternen auf. Dieses mal stelle ich die Kamera auf maximale Belichtungszeit (60s), um lange Strichspuren zu erhalten. Das klappt auch ganz hervorragend - die Strichspuren sehen aus wie Kindergekrakel in einem Malbuch. Die taumelnde Bewegung der Ballons wird deutlich sichtbar.
Meine Minimalausrüstung hat den Vorteil, dass ich binnen 2 Minuten alles eingepackt habe; ein Sternfreund leuchtet mir netterweise mit seiner Taschenlampe. Ich verabschiede mich kurz, dann eile ich zum Auto, denn ich will jetzt schnell zurück an den PC, um wieder ins Internet zu kommen und wenigstens vom letzten Teil der Finsternis live zu berichten.

Kurz nach  Finsternismitte, aufgenommen um 23.00 MESZ
10 Minuten nach Finsternismitte, aufgenommen um 23.20 MESZ.

Blick auf Beuel und das Siebengebirge; Langzeitbelichtung (60s) mit den Strichspuren mehrerer Miniatur-Heißluftballons, aufgenommen um 23.43  MESZ am Alten Zoll
Blick auf Beuel und das Siebengebirge; Langzeitbelichtung (60s) mit den Strichspuren mehrerer Miniatur-Heißluftballons, aufgenommen um 23.43 MESZ am Alten Zoll.
Dieses Foto in Originalgröße (3264 * 2448 px, 1.2 mb)

Ausgehende   Kernschattenphase, aufgenommen um 23.47 MESZ
Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 23.47 MESZ.

Samstag, 16.08.2008, 23.50 Uhr - Sonntag, 17.08.2008, 00.20 Uhr:
Auf dem Rückweg zum Büro halte ich an dem Aussichtspunkt an der Zweiten Fährgasse an. Es ist jetzt fast Mitternacht, und ich bin gespannt, was zum Tageswechsel noch an Feuerwerk und Himmelslaternen zu sehen ist. Doch es tut sich fast nichts mehr, die Zündelleidenschaft scheint für diese Nacht weitgehend befriedigt worden zu sein. Ich höre lediglich aus Richtung Südstadt (und ziemlich weit entfernt) die typischen Knallgeräusche einer Feuerwerksbatterie. Derweil nutze ich ein Gelände als Stativ und fertige eine weitere Fotoserie der MoFi an. Am Büro muss ich etwas nach einem Parkplatz suchen. Praktischerweise finde ich selbigen dann direkt nebem einem Schaltkasten der Telekom, der für die nächsten Bilder als Stativ dient. Dann geht es auf schnellstem Weg ins Büro, von wo aus ich MoFi noch bis zum Sichtbarkeitsende in ca. einer Stunde verfolgen werde.

Ausgehende   Kernschattenphase, aufgenommen um 23.59 MESZ an der Zweiten Fährgasse
Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 23.59 MESZ an der Zweiten Fährgasse.

Ausgehende   Kernschattenphase, aufgenommen um 00.10 MESZ in der Lennéstraße
Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 00.10 MESZ in der Lennéstraße.

Sonntag, 17.08.2008, 00.40 Uhr:
Im Unterschied zur Februar-MoFi kann ich diesmal nicht direkt vor der Tür fotografieren, dafür steht der Mond zu niedrig bzw. sind die Häuser auf der anderen Straßenseite zu hoch. Ich muss etwa 20 Meter nach links gehen, um freien Blick zu haben. Praktischerweise steht genau dort eine Restmülltonne, die sich als Stativ für die weiteren MoFi-Fotos anbietet. Hier ein aktuelles Bild von 00:28 MESZ.
Auf Astronation läuft noch ein Webcasting, der Server spielt diesmal offenbar mit.

Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 00.28 MESZ
Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 00.28 MESZ.

Sonntag, 17.08.2008, 00.55 Uhr:
Die Kernschattenverfinsterung endete nominal um 00:45. Eine Minute vorher war der Kernschatten noch deutlich erkennbar.

Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 00.44 MESZ
Ausgehende Kernschattenphase, aufgenommen um 00.44 MESZ.

Sonntag, 17.08.2008, 01.05 Uhr:
Obwohl die Durchsicht immer noch grottenschlecht ist, kann man den Halbschatten unten rechts auf dem Mond noch deutlich erkennen.

Ausgehende Halbschattenphase, aufgenommen um 01.00 MESZ
Ausgehende Halbschattenphase, aufgenommen um 01.00 MESZ.

Sonntag, 17.08.2008, 01.20 Uhr:
Zwischen den letzten beiden Fotoserien schaue ich in die Emails, wo ich u.a. folgende Nachrichten finde:

- "hallo Mondfinsternis -Betrachter,
hier in 37581 Bad Gandersheim ist der erste Teil der Mondfinsternis hervorragend zu sehen - ich werde bei der klaren Nacht weiterhin den Verlauf mit Interesse betrachten.
"
- "In Nürnberg konnte man ganz schön sehen.Ich wünsche Ihnen viel Erfolg."
- "hallo, was ist jetzt genau vor dem Mond ?"
- "Hi, wollt Ihr mich verar.... Es ist gerade Samstag, 16.08.08, 22.37 Uhr und Ihr berichtet bereits von Samstag, 01.00 Uhr. Komisch, bei Euch gilt wohl eine andere Zeit oder lebe ich hinter´m Mond. Eine schöne Nacht noch."
- "Der fast volle Mond am 16.08.2008 um 00.06 MESZ vom Aussichtspunkt an der Zweiten Fährgasse aus gesehen. ja aber es war ja erst 22.00 als ih das sah nun denne ."

Hinter dem Mond leben die Schreiber der beiden letzten Zitate wahrscheinlich nicht, aber die Unterscheidung zwischen der Nacht von Freitag auf Samstag und derjenigen von Samstag auf Sonntag war wohl auch nicht ganz einfach ...

Interessant ist dann noch der Tagesbericht von Eurocounter zu dem Besucherzähler auf unserer Seite zur aktuellen MoFi:
Guten Tag !
Hier der kostenlose E-Mail-Bericht zu Ihrem
STANDARD-EUROCOUNTER 49052742909 !
Sie belegten gestern in der
STANDARD-EUROCOUNTER-Rangliste Platz-Nr. 1 !
Gestern besuchten 22998 Surfer Ihre Homepage.


Von diesen Besuchern müssen etwa 75% nach 20:00 gekommen sein. Auf der Startseite von Mondfinsternis.info wurden 16211 Besucher registriert, den Livebericht hatten sich bis Mitternacht immerhin 7612 angesehen. Da die Zähler eine Reload-Sperre haben, handelt es sich hierbei um echte Besucher. Nimmt man diese Zahlen als Grundlagen, ist das Interesse etwa genauso groß gewesen wie bei der totalen Mondfinsternis im Februar.

Der Halbschatten ist um 01.14, wenige Minuten vor dem errechneten Sichtbarkeitsende, auf der rechten Seite des Mondes so gerade noch zu erahnen. Inzwischen ist auch das Webcasting von Astronation beendet.

Ausgehende Halbschattenphase, aufgenommen um 01.14 MESZ
Ausgehende Halbschattenphase, aufgenommen um 01.14 MESZ.

Sonntag, 17.08.2008, 03.15 Uhr:
Aufgrund unseres technischen Problems auf dem Alten Zoll mussten wir unseren Bericht leider unterbrechen. Immerhin konnten wir Ihnen noch die letzte Stunde der MoFi bis zum Sichtbarkeitsende live präsentieren und einige Fotos von der öffentlichen Beobachtung unmittelbar nach Ende der Finsternis online setzen. Wir bedanken uns für das große Interesse an unserem Livebericht von der partiellen Mondfinsternis 2008, wünschen Ihnen alles Gute und hoffen, dass Sie am 31.12.2009 wieder dabei sind.