Mondfinsternis - MoFi - Bericht - April 2013 - 25.04.2013 - Partielle Mondfinsternis
EIN HAUCH VON MOFI

PARTIELLE MONDFINSTERNIS AM 25.04.2013

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SONNENTRANSIT, ABENDSTIMMUNG & MONDFINSTERNIS

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Stimmungsbilder, aufgenommen vor und während der Beobachtung der Mondfinsternis zwischen 20 und 22 Uhr MESZ

PLANUNG

Bei den beiden Mondfinsternissen des Jahres 2011 hatte ich an öffentlichen Beobachtungen der Volkssternwarte Bonn auf dem Alten Zoll teilgenommen. Für die kleine Partielle MoFi am 25.04.2013 war seitens des Vereins zunächst nichts vorgesehen. Dann jedoch wurde eine Beobachtung im Rahmen des Bonner Sommerhimmels angekündigt. Da es mir aus meiner Kenntnis des Standorts fraglich erschien, ob angesichts des niedrigen Mondstands und zahlreicher Bäume in Richtung Osten eine ungestörte Beobachtung möglich sein würde, war eine Alternative gefragt. Da kam zunächst das heimische Treppenhaus in Frage; eine Probebeobachtung Ende März zeigte allerdings, dass der Mond erst während der Kernschattenphase über das Hausdach auf der anderen Straßenseite treten würde. Also fragte ich am Montag vor der Finsternis Wilfried Bongartz, ob ich mit ihm zusammen von seiner Dachsternwarte in Swisttal bei Bonn beobachten könnte. Wilfried stimmte zu, zumal nach meinen aktuellen Berechnungen mit CalSky eine knappe Stunde vor Mondaufgang die Zentralzone eines ISS-Sonnentransits über seinen Standort ziehen würde (Transitzone für GoogleEarth). Da noch zwei weitere Satelliten-Ereignisse anstanden und nicht zuletzt die Wetteraussichten günstig waren, stand einem gelungenen Astronomieabend nichts mehr im Wege.

Unser Beobachtungsplan
Unser Beobachtungsplan.

SONNENTRANSIT

Um 19:30 Uhr bin ich bewaffnet mit Kamera, Stativ, Fernglas, Bananen, süßem und salzigem Gebäck bei Wilfried. Er hat bereits seine Kamera an den 10-Zöller geflanscht. Da der Transit bei niedrigem Sonnenstand stattfindet, ist die ISS zwangsläufig weit entfernt (1658 km) und besitzt somit einen geringen Winkeldurchmesser (17 Bogensekunden). Somit scheiden, will man Details sichtbar machen, die sonst eingesetzten kleineren Teleskope ebenso aus wie die Projektionsmethode. Das ganze Vorhaben könnte allerdings ohnehin an Wolken scheitern, die rechts von der Sonne lungern. Zwar hat sich die am Nachmittag entstandene konvektive Bewölkung bereits weitgehend aufgelöst, aber eben nur weitgehend. Wir haben jedoch Glück; zum entscheidenden Zeitpunkt um 19:49 Uhr scheint die Sonne ungetrübt. Ob der Transit tatsächlich auf den Chip gebannt wurde, wissen wir zunächst nicht, denn im kleinen Bild des Vorschaudisplays kann man die durchziehende Station nicht erkennen, obwohl der Transit in Folge der geringen Winkelgeschwindigkeit (6 Bogenminuten/s) der ISS, welche aus der erwähnten großen Entfernung resultiert, mit 4.5s ungewöhnlich lange dauert. Erst bei der Auswertung des Videos am Folgetag stellt sich heraus, dass der Transit einwandfrei dokumentiert worden ist.

Video des ISS-Transits von Wilfried Bongartz. Aufgenommen mit einer Canon EOS 550D an einem 10-Zoll Newton-Reflektor durch fotografische Sonnenfilter-Folie.
Der 10-Zöller mit der angeflanschten Kamera
Der 10-Zöller mit der angeflanschten Kamera.

ABENDSTIMMUNG

Es ist jetzt etwa 20 Uhr; Zeit meinen Livebericht von der MoFi mit einem ersten Tweet zu eröffnen. Inzwischen hat sich die Wolkenbank vor die Sonne geschoben und zaubert fantastische Lichtstimmungen mit ausgeprägten Schattenstrahlen an den Himmel. Da ich leidenschaftlicher Atmosphärenbeobachter bin, lasse ich mir diese Fotomotive natürlich nicht entgehen. Zwischendurch setze ich eine entsprechende Meldung ins Netz.

Schattenstrahlen (I)
Schattenstrahlen (I)
Schattenstrahlen (II)
Schattenstrahlen (II)
Lichtstimmung
Lichtstimmung

Nach einiger Zeit kommt die Sonne, jetzt schon deutlich rötlich verfärbt, unter der Wolkenbank zum Vorschein. Kurzzeitig ist ein Hauch von Alpenglühen sowohl auf den Häusern in der Nachbarschaft als auch auf Wilfrieds Teleskopen erkennbar. Der Sonnenuntergang findet für uns nicht am Horizont, sondern an einem Dachfirst statt, was dank eines günstig positionierten Kamins aber auch seinen Reiz hat.

Leichtes Alpenglühen
Leichtes Alpenglühen

Die Sonne verschwindet
Die Sonne verschwindet

Fast zeitgleich mit dem Sonnenuntergang sollte gegenüber neben der Kirche der Mond aufgehen. Allerdings können wir dort einerseits nicht ganz bis zum Horizont schauen und andererseits treiben sich ein paar Kumuluswolken herum. Als diese plötzlich nicht mehr sichtbar sind, ist unklar, ob sie sich aufgelöst haben oder ob sie nur vom aufziehenden Erdschatten verschluckt wurden. Jedenfalls halten wir zunächst vergeblich nach dem Erdtrabanten Ausschau.

Der Erdschatten steigt hoch, darüber erkennt man den "Venusgürtel"
Der Erdschatten steigt hoch, darüber erkennt man den "Venusgürtel".

Kurz bevor die Kirchenglocken um 21:00 Uhr anschlagen, wird plötzlich ein helles, gelbliches Segment im Erdschatten sichtbar - der Mond. Zugleich wird klar, dass die Wolken noch da sind und den Erdtrabanten jetzt allmählich freigeben. Theoretisch müsste die Halbschattenphase jetzt bereits sichtbar sein, und tatsächlich meinen wir auf der linken Seite eine ganz schwache Abschattung zu erkennen. Das ist aber schwierig zu beurteilen, weil sich just dort die ohnehin dunklen großen Maria befinden. Die rötliche Färbung des gesamten Mondes hat nichts mit der Finsternis zu tun; sie ist genauso wie zuvor die Rotverfärbung der untergehenden Sonne eine Folge der Extinktion des kurzwelligen Lichts in Horizontnähe. Die unschwer festzustellende Eiform des Erdtrabanten wird durch die Refraktion, also ebenfalls durch die Erdatmosphäre, verursacht.

Erster Blick auf den Mond
Erster Blick auf den Mond.
Der Mond ist vollständig sichtbar, rötlich und etwas eiförmig
Der Mond ist vollständig sichtbar, rötlich und etwas eiförmig.
Weitwinkelaufnahme
Auf dieser Weitwinkelaufnahme kann man den Halbschatten der Erde links auf dem Mond erahnen.

Wilfried beginnt nun seine automatisch gesteuerte Aufnahmesequenz der Mondfinsternis. Er kann die Fotos sofort auf einem PC-Monitor anschauen und ist nicht ganz zufrieden mit der Schärfe. Während er nach der Ursache fahndet, widme ich mich noch einmal der anderen Himmelsrichtung, wo sich jetzt gegen Ende der Bürgerlichen Dämmerung ein deutliches Purpurlicht ausgebildet hat. Inzwischen ist im Osten die Halbschattenfinsternis völlig problemlos wahrnehmbar. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich aber nach Süden, wo die ISS eine Erdumkreisung nach dem Transit erneut sichtbar werden soll, mit einer Helligkeit von -0.6 mag. Obwohl die Nautische Dämmerung eben erst begonnen hat, funkelt Sirius, an dem die Station vorbeiziehen wird, unübersehbar tief im Süden. Doch was ist mit der ISS? Wir bilden uns kurz ein, sie zu sehen, sind uns aber nicht sicher. Wilfried hat sein Fokussierungsproblem inzwischen durch einen Objektivwechsel gelöst und geht jetzt kurz nach unten, um eine weitere Kamera zu holen. Ich fotografiere derweil Jupiter am ozonblauen Himmel, bevor ich mich nach einem weiteren Tweet wieder dem Mond und seiner Umgebung widme. Dort sind jetzt sowohl Saturn als auch Spica sichtbar. Als sich noch ein Flugzeug hinzu gesellt, bietet sich die Gelegenheit zu einem netten Schnappschuss.

Dämmerungshimmel mit deutlichem Purpurlicht
Dämmerungshimmel mit Purpurlicht.
Der Halbschatten der Erde ist jetzt deutlich erkennbar
Der Halbschatten der Erde ist jetzt deutlich erkennbar.
Jupiter über Wilfrieds Geräten
Jupiter über Wilfrieds Geräten.
Die Halbschattenfinsternis ist bereits weit fortgeschritten
Die Halbschattenfinsternis ist bereits weit fortgeschritten.
Flugzeug, Planet, Mond und Stern
Flugzeug, Planet, Mond und Stern.

MONDFINSTERNIS

Da es nur noch wenige Minuten bis zum Eintritt des Monds in den Kernschatten sind, beginne ich mit den geplanten Reihenaufnahmen. Drei Kameras sind jetzt auf den Erdtrabanten gerichtet. Der gibt sich jedoch etwas launisch; der Zeitpunkt des 2. Kontaktes lässt sich nicht mit der sonst üblichen (un)genauigkeit von +/- einer Minute bestimmen. Theoretisch sollte es um 22:52 soweit sein, doch erst 5 Minuten später sind wir uns sicher. Gegen 22:00 ist dann eine winzige schwarze Eindellung links oben am Mond gut sichtbar - mit bloßem Auge und Fernglas besser als auf dem Kameradisplay. Da Wilfried mit seiner professionellen Ausrüstung ohnehin eine um Klassen bessere Animation der MoFi produzieren wird, als ich es kann, unterbreche ich die Reihenaufnahmen mehrmals kurz, um weitere Sequenzen für das oben im Bericht verlinkte Stimmungsvideo zu drehen und den Livebericht fortzusetzen. Im Eifer des Gefechts vergessen wir ganz, auf den Flare des Satelliten Metop B zu achten, welcher etwa zeitgleich mit dem Maximum der MoFi zu erwarten war. Im Unterschied zum Eintritt lässt sich der Austritt des Monds aus dem Kernschatten zeitlich gut eingrenzen - er findet wie vorhergesagt um 22:23 MESZ statt. Kurz nach 22:30 Uhr beende ich die Reihenaufnahmen, fotografiere aber mit geringerer Frequenz weiter. Der Halbschatten wird rasch schwächer, bereits eine gute halbe Stunde nach dem Ende der Kernschattenphase ist er kaum noch erkennbar. Immer noch ist es die dunklere Hälfte des Mondes, welche im Bereich des Schattens liegt, wodurch dessen Wahrnehmbarkeit deutlich reduziert ist. Ich rechne nun damit, dass das Sichtbarkeitsende (theoretisch gegen 23:18 Uhr) bereits gegen 23:00 Uhr erreicht wird. Mit dem bloßen Auge ist etwa zu diesem Zeitpunkt tatsächlich Schluss, mit dem Fernglas und auf dem Kamera-Display ist noch etwas länger eine extrem schwache Abschattung wahrnehmbar. Um 23:10 Uhr ist dann für uns endgültig das Sichtbarkeitsende erreicht. Ich fotografiere noch ein paar Minuten weiter, dann packe ich langsam zusammen und beende meinen diesmal sehr knapp gehaltenen Livebericht. Ein sehr erfolg- und abwechslungsreicher Beobachtungsabend ist beendet.

Die nachfolgend präsentierten Fotos wurden mit identischen Kameraeinstellungen (Brennweite 504mm, Blende 4.2, ISO 100 Belichtungszeit 1/125s) aufgenommen.
21:50 MESZ
21:50 MESZ (Kurz vor Beginn der Kernschattenphase)
21:50 MESZ
21:59 MESZ
21:50 MESZ
22:07 MESZ (Finsternismitte)
21:50 MESZ
22:16 MESZ
21:50 MESZ
22:23 MESZ (Ende der Kernschattenphase)
21:50 MESZ
22:29 MESZ
21:50 MESZ
22:37 MESZ
21:50 MESZ
22:54 MESZ
21:50 MESZ
23:11 MESZ (Sichtbarkeitsende)

ANIMATIONEN DER MOFI

Animation von Wilfried Bongartz. 740 Einzelaufnahmen wurden in 185 Minuten aufgenommen. Fotografiert mit einer Canon EOS 400D und einem 300mm Teleobjektiv.
Die Animation von Mondfinsternis.info besteht aus 136 Fotos, welche in Abständen von durchschnittlich 15 - 20 Sekunden zwischen 21:49 und 22:38 MESZ mit einer Panasonic DMC-FZ18 mit identischen Einstellungen aufgenommen wurden: Brennweite 83mm digital (= 504mm analog), Blende 4.2 bei ISO 100 und 1/125s Belichtungszeit.