DIE RÜCKKEHR DES ROTEN MONDES
TOTALE MONDFINSTERNIS AM 28.09.2015IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Mondfinsternis.info 2006 - 2022 |
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DIE MONDFINSTERNIS AM 28.09.2015 IM RÜCKBLICKEndlich, nach 7 1/2-Jahren konnten wir in Mitteleuropa wieder eine Totale Mondfinsternis in voller Länge bewundern. Dass das Ereignis zu einer ausgesprochen unchristlichen Zeit am frühen Morgen des 28.09.2015 stattfand, konnte man deshalb verschmerzen. Die Dauer der totalen Phase war mit über 70 Minuten zwar vergleichsweise lang, die Gesamtdauer der Finsternis mit 5 1/4 Stunden jedoch ungewöhnlich kurz, da der Mond sich im erdnächsten Abschnitt seiner Bahn befand und entsprechend schnell unterwegs war. Die ausgehende partielle Phase und die zweite Halbschattenphase fielen bereits in die Morgendämmerung, wobei der Mond sich dem Horizont rasch näherte. Einerseits ermöglichte dies reizvolle Fotomotive, andererseits erforderte es einen freien Blick nach Westen. Fotos der Mondfinsternis, aufgenommen in Bonn-Endenich. Bitte klicken Sie auf die Fotos, um diese in Originalgröße anzuschauen.
Traditionell wird der September-Vollmond als "Erntemond" bezeichnet. Aus himmelsmechanischen Gründen geht der Mond im September ab dem Vollmondtermin über etwa eine Woche hinweg fast zur gleichen Zeit am frühen Abend auf. Das helle Mondlicht war früher sehr willkommen, weil es auch in der Nacht Ernte-Arbeiten auf dem Feld ermöglichte. Mehr zum Erntemond gibt in einem lesenswerten Beitrag der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).
Die etwas sensationsheischende Berichterstattung über die "Superblutmond-Finsternis" mag man durchaus kritisch betrachten. Sie hatte aber die sehr positive Folge, dass sich zahlreiche Menschen trotz des denkbar ungünstigen Zeitpunkts am frühen Montagmorgen die Totale Mondfinsternis anschauten. Auch wenn der eine oder andere dies nur tat, um bei dem angekündigten besonderen Event mitgemacht zu haben, hat sicherlich so mancher dabei sein Interesse an der Astronomie entdeckt. Der Hype um die Mondfinsternis vom 28.09.2015 brachte einige erwähnenswerte Produkte hervor, z.B. eine ausführliche und gut recherchierte Infoseite eines Hotelportals, die hervorragende Infografik eines Teleskophändlers, ein ScienceTweetUp in Berlin, erstklassige Animationen der NASA oder Unterrichtsmaterialien eines Aachener Lehrers. Erfreulicherweise boten zumindest einzelne Schulen MoFi-Beobachtungen an.
Erstellt mit OCCULT 4.0.5.20.
Wanderung des Mondes durch den Erdschatten.
Erstellt mit WIN-ECLIPSE 3.6 von Heinz Scsibrany.
(Dünner Ring = Halbschatten; dunkle Fläche = Kernschatten) |
WO KONNTE MAN DIE MONDFINSTERNIS SEHEN?Die Mondfinsternis am 28.09.2015 war im gesamten deutschsprachigen Raum in voller Länge sichtbar. Für einen Ort 50° nördlicher Breite und 10° östlicher Länge ging der Mond fast genau zum Zeitpunkt des 6. Kontaktes (= Ende der Halbschattenfinsternis) unter, gut 30 Minuten nachdem die theoretische Sichtbarkeit der Halbschattenfinsternis ohnehin beendet war. Die totale Verfinsterung trat bei einer Horizonthöhe des Mondes zwischen etwa 27° und 17° bei noch absolut dunklem Himmel ein; die Umstände waren also deutlich besser als z.B. am 15.06.2011. Je weiter westlich Sie sich befanden, desto später setzte die Dämmerung ein und desto höher stand der Mond gegen Ende der MoFi noch über dem Horizont.
In Mittel-, West- und Nordeuropa, Island, Grönland, Süd-, Mittel- und Nordamerika (mit Ausnahme der westlichen Teile), dem westlichen Afrika und auf den atlantischen Inseln war diese Mondfinsternis in ganzer Länge sichtbar. Im westlichen Asien sowie im Osten Europas und Afrikas ging der Mond während oder kurz nach Ende der totalen Phase unter, noch weiter östlich positionierte Beobachter z.B. in Kasachstan mussten sich mit der ersten partiellen Phase zufrieden geben. Japan, Ost- und Südostasien sowie Australien, Neuseeland und viele der pazifischen Inseln bekamen von dem Ereignis gar nichts mit. Wer die zweite MoFi des Jahres 2015 vollständig beobachten wollte, war in Mitteleuropa - sieht man einmal von der unchristlichen Tageszeit ab - also gar nicht so schlecht aufgehoben. Klicken Sie bitte auf die Karte, um eine vergrößerte Ansicht in einem separaten Fenster zu öffnen!
Erstellt mit OCCULT 4.0.5.20.
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WIE BEOBACHTET MAN DIE MONDFINSTERNIS?Zum Beobachten einer Mondfinsternis benötigen Sie eigentlich nichts außer Ihren Augen. Wenn Sie ein Fernglas, und sei es auch nur ein kleines Opernglas, besitzen, so sollten Sie dieses zusätzlich benutzen - der Anblick des Roten Mondes ist dann noch um vieles eindrucksvoller! Bei der MoFi am 28.09.2015 kann ein Fernglas auch ein sinnvolles Hilfsmittel sein, um festzustellen, wann genau die totale Verfinsterung eintritt bzw. endet. Wegen der unscharfen Begrenzung des Erdschattens können die tatsächlichen Kontaktzeiten nämlich durchaus 1 bis 2 Minuten von den theoretisch zu erwartenden abweichen. Mit einem guten Fernglas können Sie auch die schwachen Sterne, an denen der Erdtrabant vorbeizieht, beobachten. Mit zunehmendem Verfinsterungsgrad des Mondes werden Sie zunehmend besser sichtbar. Um das Himmelspektakel in voller Pracht genießen zu können, sollten Sie künstliche Lichtquellen meiden. Was Sie dagegen unbedingt suchen müssen, ist ein Platz mit freiem Blick zum West-Horizont, zumindest wenn Sie die MoFi bis zum Ende verfolgen möchten. In den Mittelgebirgen und in den Alpen ist es unter Umständen gar nicht einfach, einen solchen Platz zu finden. Hochgelegene Stellen am Westrand der Gebirge kommen am ehesten infrage. Dagegen kann im Flachland der beste Beobachtungsplatz durchaus das heimische Küchenfenster sein. Spezielle Hinweise
Bei der Beobachtungsplanung ist zu beachten, dass der Mond sich im Verlauf der Finsternis immer mehr dem Horizont nähert. Wenn um 05.23 MESZ das Ende der totalen Phase erreicht ist, sind es nur noch 17°; bis zum Sichtbarkeitsende der zweiten Halbschattenphase sinkt der Mond auf 4° ab. Wer in einem dicht bebauten Wohnviertel oder in einem tieferen Tal wohnt, wird es gar nicht so einfach haben, einen geeigneten Platz zu finden, der die Beobachtung des gesamten Finsternisverlaufs erlaubt. Am besten sieht man sich bereits ein paar Tage vor der MoFi entsprechend um. Vielfach reicht es bereits aus, in eine ländliche Gegend am Stadtrand zu fahren, möglichst Richtung Westen: dann haben Sie die störende Lichtglocke der Stadt hinter sich.
Bewegung des Mondes vor dem Fixsternhintergrund während der Mondfinsternis am 28.09.2015 in
1-Minuten-Schritten (links) und in 5-Minuten-Schritten (rechts). Beide Animationen beginnen bei Mondaufgang. Erstellt mit Redshift 4. Himmelsausschnitt um den Mond zur Finsternismitte. Der gelbe Kreis hat einen Durchmesser von 10 Bogengraden
Bitte klicken Sie auf das Bild, um dieses in Originalgröße in einem separaten Browserfernster zu sehen. Damit Sie einen Eindruck gewinnen, was außer der MoFi noch am Himmel zu sehen ist, präsentieren wir Ihnen nachfolgend 3 Diagramme (erstellt mit RedShift 4), die den Himmelsanblick am Morgen des 28.09.2015 zu verschiedenen Zeitpunkten darstellen. Streng genommen gelten sie nur für die Koordinaten 50°N/10°E; dieser Ort liegt jedoch ziemlich im Zentrum von Mitteleuropa, sodass die Karten für das gesamte Gebiet verwendet werden können. Himmelsanblick am 28.09.15 um 02.00 MESZ (links), um 04.00 MESZ (Mitte) und um 06.00 MESZ (rechts). Erstellt mit Redshift 4.
Klicken Sie bitte auf die Karten, um vergrößerte Ansichten in einem separaten Fenster zu öffnen. |
WIE WAR DAS WETTER AM 28.09.2015?Das Wetterbedingungen waren in Mitteleuropa während der Mondfinsternis am 28.09.2015 überwiegend sehr gut. Jedoch gab es drei größere Gebiete, über denen eine Hochnebeldecke lag: der Nordwesten Deutschlands, der Südosten Deutschlands und der Osten Österreichs sowie das schweizerische Alpengebiet. Diese Hochnebelgebiete waren im Verlauf der Kernschattenphase weitgehend stabil. Geringe Lageverschiebungen führten aber z.B. in Hannover dazu, das die MoFi nur bis etwa zur Mitte der Kernschattenphase beobachtet werden konnte.
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