2014 war (neben 1967, 1972, 2005 und 2042) eines der 5 Jahre im Zeitraum 1951 bis 2050, das uns Mitteleuropäern keine Mondfinsternis brachte, nicht einmal eine nur fotografisch nachweisbare Halbschatten-Finsternis. Was wir verpassten, waren zwei totale MoFis, die beide im pazifischen Raum, aber auch in großen Teilen Amerikas und in Ostasien sichtbar waren. Die erste Finsternis, am 15.04.2014, konnte in ihrer ersten partiellen Phase vor Sonnenaufgang von den Kanaren aus beobachtet werden. In Island, Portugal und Teilen Spaniens war kurz vor Monduntergang die Halbschattenfinsternis wahrnehmbar. Wer die MoFi in voller Länge verfolgen wollte, musste mindestens bis zur Ostküste der USA reisen.
In den USA war die MoFi vom 15.04.2014 wie erwartet ein großes Thema. Mehrere Sternwarten boten Beobachtungen an, zu denen teilsweise mehrere hundert Zuschauer strömten. Dank der angebotenen Livestreamings konnte man das Geschehen auch in Europa am PC verfolgen. Die Volkssternwarte Bonn zeigte im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zwei Livestreams parallel auf großen Leinwänden. Auch die Medien im deutschsprachigen Raum berichteten über die Finsternis. War eine Totale Mondfinsternis bislang zumeist als "Roter Mond" bezeichnet worden, so setzte sich nun der Ausdruck "Blutmond" durch. Letzterer war nicht wirklich neu, wurde aber plötzlich in den USA ("Blood Moon") inflationär bemüht. In Umlauf gebracht hatte die Phrase dort bereits 2008 der sektiererische Pfarrer Mark Blitz, welcher in den 2014 und 2015 aufeinanderfolgenden 4 Totalen Mondfinsternissen ein Zeichen für das bevorstehende Weltende sah. Seine abstruse These wurde von dem rechtsradikalen Prediger John Hagee popularisiert. Zwar nahm den ganzen Humbug kaum jemand wirklich ernst, doch den Medien war das schlagzeilenträchtige Thema der "Blutmond"-Tetrade nur allzu willkommen.
Der Eindruck vieler Beobachter, dass die Totalität im Vergleich zur Erwartung recht hell ausfiel (Danjon-Wert etwa 3), wurde durch photometrische Messungen auf Hawaii bestätigt. Typisch für eine helle Totalität war auch die deutliche Sichtbarkeit eine bläulichen Saums am Rand des Kernschattens. Dieser wird durch Sonnenlicht erzeugt, welches durch die Ozonschicht der Erdatmospäre geht, welche bevorzugt oranges Licht im Wellenlängenbereich um 600nm absorbiert.
Für Fotografen war die Mondfinsternis vom 15.04.2014 aber nicht nur wegen des farbenfrohen Kernschattens reizvoll, sondern auch, weil der helle, bläuliche Stern Spica und der gelb-orange leuchtende Planet Mars (nahe seiner Oppositionsstellung -1.6 mag hell) in unmittelbarer Nähe des Mondes standen.
Auch wenn Mondfinsternisse heute per se nur noch marginale wissenschaftliche Bedeutung besitzen, können sie dennoch für Forscher nützlich sein, wie diesmal ein Beispiel aus New Mexico zeigte.