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WIE HELL IST DER VERFINSTERTE MOND?EINFÜHRUNGWer jemals an einem dunklen Ort eine totale Mondfinsternis beobachtet hat, dem ist mit Sicherheit aufgefallen, dass mit zunehmender Beschattung des Erdtrabanten immer mehr schwache Sterne und die Milchstraße sichtbar werden. Es liegt auf der Hand, dass die Ursache dafür die starke Reduktion des sonst alles überstrahlenden Vollmondlichtes ist. Aber wie hell ist ein teilweise oder ganz verfinsterter Mond? Wie kann man seine Helligkeit zumindest ungefähr bestimmen? Diesen Fragen wollen wir in den folgenden Abschnitten nachgehen. DIE HELLIGKEIT DES VOLLMONDSDer Vollmond ist geradezu blendend hell. In Sterngrößen ausgedrückt erleuchtet er die Nacht mit einer Helligkeit von -12.5 mag. Einfacher gesagt: er ist etwa 10000mal heller als der Planet Jupiter oder etwa 400000 mal heller als der Polarstern (andererseits um eben diesen Faktor 400000 leuchtschwächer als die Sonne). Man bräuchte also 10000 Planeten von der scheinbaren Helligkeit des Jupiters, um den Vollmond zu ersetzen. HALBSCHATTENFINSTERNISSEBei einer Halbschattenfinsternis wird man kaum eine Verringerung des Umgebungslichtes bemerken, selbst wenn der Mond komplett in den Halbschatten der Erde eintritt. Man sieht lediglich einen mehr oder weniger deutlichen Grauschleier auf dem Teil der Mondoberfläche, der am tiefsten im Halbschatten steht. Fotometrische Messungen sollten eine geringe Helligkeitsabnahme des Vollmondes von vielleicht einer halben Größenklasse nachweisen. Ob der Vollmond mit -12.5 mag oder mit -12 mag scheint, macht für das menschliche Auge kaum einen Unterschied. Zwar ist die Helligkeitsskala logarithmisch aufgebaut, eine Größenklasse entspricht also einem Helligkeitsunterschied um den Faktor 2.52, aber der menschliche Sehsinn kann solche Helligkeitsunterschiede problemlos kompensieren. PARTIELLE MONDFINSTERNISSE UND DIE FERNGLASMETHODE
Wenn Teile des Mondes im Kernschatten der Erde stehen, ist die Helligkeitsabnahme auf den betroffenen Teilen der Mondoberfläche unübersehbar. Da die Helligkeitsskala logarithmisch ist (s.o.), sollte die Mondhelligkeit um eine Größenklasse auf -11.5 mag absinken, sobald 60% der Mondscheibe vom Kernschatten erfasst werden, auf -10.5 mag bei einer Verfinsterung von 84% usw. So einfach ist es aber nicht. Zunächst ist zu beachten, dass der noch helle Teil des Mondes ja bereits im tiefen Halbschatten steht; zudem empfängt der Teil des Mondes, der im Kernschatten steht, Streulicht, dass durch die Erdatmosphäre in den Kernschattenkegel abgelenkt wird. Schließlich ist nicht zu vergessen, dass das Reflektionsvermögen (die Albedo) der Mondoberfläche nicht einheitlich ist. So reflektieren die "Mondmeere" deutlich weniger Licht als die Hochflächen, Gebirge und einige der großen Krater. Die Helligkeit des Mondes bei einer Partiellen MoFi vorherzusagen, ist also gar nicht so einfach. Anthony Mallama hat für alle Mondfinsternisse von 1986 bis 2035 die zu erwartenden Helligkeiten zum Zeitpunkt der maximalen Verfinsterung ausgerechnet und in einer Tabelle zusammengestellt. M = m - F Der Wert des Korrekturfaktors hängt von der Vergrößerung des Fernglases ab:
F = 4.2 bei Vergrößerung 6x Für andere Vergrößerungen (P) kann man den Wert von F nach folgender Formel berechnen: F = 5logP + 0.31 Ein praktisches Beispiel: wir benutzen ein umgekehrtes Fernglas mit 10facher Vergrößerung und stellen fest, dass der Mond so hell erscheint wie der Stern Arktur. Dieser hat, wie wir mit einem Sternatlas oder einem Planetariumsprogramm herausfinden können, eine Helligkeit von -0.1 mag. Wir rechnen also: M = m - F = -0.1 - 5.3 = -5.4 Der partiell verfinsterte Mond wäre in diesem Beispiel also zwischen -5 mag und -6 mag hell. TOTALE MONDFINSTERNISSE UND DIE DANJON-SKALA
Wenn der Erdtrabant komplett in den Kernschatten eintaucht und als "Roter Mond" am Himmel steht, wird seine Helligkeit im Wesentlichen durch 3 Faktoren determiniert: Will man die Helligkeit einer totalen Mondfinsternis langfristig vorhersagen, wie das Anthony Mallama in seiner bereits erwähnten Tabelle getan hat, so kann man natürlich nur die ersten beiden Faktoren berücksichtigen und muss ansonsten von einer unverschmutzten Hochatmosphäre ausgehen. Fällt die Finsternis dann deutlich dunkler als erwartet aus, so ist die Ursache im Zustand der Erdatmosphäre zu suchen. Aus diesem Grund haben Helligkeitsbestimmungen bei Totalen Mondfinsternissen durchaus eine Bedeutung. Neben der weiter oben bereits vorgestellten Fernglas-Methode stehen dafür zwei weitere einfache Verfahren zur Verfügung, die in unserem MoFi-Lexikon kurz beschrieben werden: die Sidgwick-Methode und die Silberkugelfotometrie. Schon früh war aufgefallen, dass die Helligkeitsunterschiede totaler Mondfinsternisse nicht nur quantitativer, sondern auch qualitativer Natur sind. Die Färbung und das gesamte Erscheinungsbild des Roten Mondes wechseln von Finsternis zu Finsternis (und sind im Unterschied zur reinen Helligkeit kaum vorhersagbar). Der Franzose André Danjon (1890 - 1967) entwickelte deshalb eine fünfstufige Skala zur Klassifizierung von Färbung und Helligkeit des total verfinsterten Mondes. Diese Danjon-Skala wird bis heute international verwendet.
Die Bestimmung erfolgt mit bloßem Auge zur Mitte der Finsternis. Es ist aber zur Einstufung hilfreich, den Mond während der gesamten Totalität zu beobachten. M = 4 - (2.3*L) Man kann daher die Ermittlung der Danjon-Stufe auch als Gegenprobe zu einer quantitativen Helligkeitsbestimmung des Mondes, z.B. mit der Fernglasmethode, benutzen. Schauen wir abschließend noch einmal in die Tabelle von Mallama, so finden wir für extrem kurze MoFis wie am 09.11.2003 Helligkeitswerte von -3.5 mag, für die längsten und tiefsten totalen Mondfinsternisse (z.B. 16.07.2000 oder 15.06.2011) solche von +1 mag. Letzteres entspricht etwa einem Danjon-Wert von 1. Ein Danjon-Wert von 0 bzw. Helligkeiten deutlich geringer als +1 mag sind bislang nur nach großen Vulkanausbrüchen beobachtet worden. Die Totale Mondfinsternis am 28.09.2015 fiel dunkler als erwartet aus. Als plausible Erklärung dafür wurden Aerosole (vor allem Schwefeldioxid) aus dem Ausbruch des chilenischen Vulkans Calbuco im April 2015 angeführt, welche in der Stratosphäre der Erde trieben.
LINKS UND QUELLEN ZUM THEMA:ALPO: Observe Eclipses! Excerpts from book by Dr. Michael D. Reynolds and Richard A. Sweetsir Richard A. Keen (1983): Volcanic Aerosols and Lunar Eclipses. Anthony Mallama: Lunar Eclipses with computed Magnitudes John E. Westfall: Thirty years of lunar eclipse umbrae - 1956-1985 Hans-Ulrich Keller: Kosmos Himmelsjahr 2001, S. 41 -46, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000. |